An meine Imster-Oma

Liebe Oma,

Immer wenn ich auf Reisen gehe machst du dir Sorgen, dass ich nicht genug esse oder wir irgendetwas gefährliches machen. Der Opa sagt dann immer, bleibt doch daheim, hier habt ihr alles was ihr braucht.
Ja, das stimmt! Daheim haben wir alles, eine wunderschöne Wohnung, unsere Familie, Berge, alle Sportgeräte um diese zu erkunden, Autos, meistens einen vollen Kühlschrank und viele Freunde um unseren Horizont zu erweitern. Und doch sind wir gierig, wollen mehr! Mehr sehen, mehr erleben, raus aus dem Alltag und abtauchen in ein fremdes Land.

Das Reisen ist keine Flucht, ich bin gern daheim, sehr gern sogar. Meine Reisen sind eher so etwas wie eine Draufgabe, die Sahne auf der Sachertorte. Ich kann sie so sehr genießen, weil ich weiß, dass ich zu Hause alles habe.

Viele glauben, dass wir mutig sind, da wir diese Reise in Angriff genommen haben. Weshalb soll dieses Abenteuer Mut erfordern? Wir haben alle möglichen Versicherungen, genug Geld und eine Familie die uns im Notfall den Rücken stärkt. Zusätzlich haben wir beide Jobs, bei denen wir sofort wieder arbeiten können wenn wir nach Hause fliegen. Wie viel Risiko nehmen wir also wirklich auf uns?
Ist es nicht eher viel mutiger ein Haus zu bauen und/oder Kinder in die Welt zu setzen? Für ein Haus braucht man einen Kredit für viele Jahre, bindet sich an einen Ort und das für ein Leben lang. Kinder? Oh mein Gott, um die muss man sich ständig Sorgen machen und Nein, man kann sie auch nicht mehr zurück geben. Doch diese beiden Abenteuer sehen wir als "Normal" an, weil die meisten Menschen nicht einmal begreifen, was für ein Risiko sie eingehen und wie mutig sie sind.

Ich jedoch, nein ich bin nicht mutig, nur weil ich jetzt hier bin. Eher egoistisch, weil ich meine Liebsten einfach so zu Hause lasse und mich nur um mich selbst kümmere (und ein bisschen um den Magnus). Du jedoch Oma, hast dich immer nur um Andere gekümmert. Ich kann mich nicht daran erinnern, dass der Opa oder du einmal keine Zeit für mich hattet. Egal was ich brauchte, ihr ward immer für mich da. Ich hoffe, dass ich eines Tages diese Rechnung begleichen kann und für meine Enkel da sein kann.

Macht euch also bitte keine Sorgen um mich, uns könnte es nicht besser gehen. Wir kümmern uns umeinander, essen viel (zu viel), schlafen brav und gehen kein großes Risiko ein.

Ich denk an euch.





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